Goldgelbe Savanne, so weit das Auge reicht. Antilopen- und Zebraherden, die in der Kühle des Morgens grasend über die Ebene ziehen. Eine Erdmännchenfamilie, die verschlafen in der Sonne steht, um sich aufzuwärmen. Zwei Geparden, nach erfolgloser Jagd im ausgetrockneten Flussbett auf der Suche nach einem schattigen Ruheplatz. Eine Oryx-Antilope auf der roten Sanddüne, die sich in der Mittagshitze vom aufsteigenden Wind Kühlung erhofft. Elefanten am Wasserloch, die im Gegenlicht der untergehenden Sonne einen durstigen Schakal vertreiben. Mächtiges Löwengebrüll in der sternenklaren Nacht, unterbrochen vom Kichern der Hyänen, die sich mit den Löwen um die Beute streiten. Das ist die Kalahari, das Afrika unserer Fantasien oder wie Nelson Mandela sagt, das Afrika der Mythen und Legenden.
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Die Kalahari ist ein riesiges, mit Sand gefülltes Becken im südlichen Afrika. Sie reicht vom Norden Südafrikas über Botswana und den Osten Namibias bis nach Zimbabwe, Zambia, Angola und in den Kongo hinein. Mit über einer Million Quadratkilometern ist sie drei Mal so gross wie Deutschland. Die grösste zusammenhängende Sandfläche der Welt ist jedoch keine Wüste. Auf dem Sandboden wachsen je nach Niederschlag und Grundwasser Gras, Sträucher und Bäume.
Trotzdem sind die Lebensbedingungen für Menschen, Pflanzen und Tiere hart. Die Temperaturen schwanken extrem. Im Sommer wird es über 40 °C heiss, im Winter kann es bis minus 10 °C abkühlen. Die spärlichen Niederschläge der Regenzeit versickern schnell. Die Landschaft ist sehr trocken und oberirdisches Wasser meist nur vorübergehend vorhanden. Es gibt fast keine Seen und Flüsse. Raffinierte Anpassungen an die Trockenheit und die unermüdliche Suche nach Wasser prägen deshalb das Leben in der Kalahari. Wo aber Wasser vorhanden ist, trifft man auf eine atemberaubende Artenvielfalt afrikanischer Grosstiere.
Wasser hat in der Kalahari auch einige der faszinierendsten Landschaften unserer Erde geschaffen. Am grössten ausgetrockneten Salzsee der Welt, den Makgadikgadi-Pfannen, brüten in der Regenzeit hunderttausende Wasservögel aus ganz Afrika. Bei den Victoriafällen, dem weltweit mächtigsten Wasserfall, stürzt der Zambezi auf einer Breite von fast zwei Kilometern in eine über hundert Meter tiefe Schlucht. Das Sumpfgebiet des Okavango Deltas gehört zu den artenreichsten und vielfältigsten Naturwundern dieser Erde. Die Viktoriafälle wurden durch die UNESCO zum Welterbe für die Menschheit erklärt. Das Okavango Delta ist gemäss RAMSAR-Konvention ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung.
Während Jahrtausenden war die Kalahari nur von den Buschleuten, einem Jäger- und Sammlervolk, besiedelt. Schwarze Hirtenvölker und später die weissen Viehzüchter blieben in der Nähe der Flüsse. Erst nachdem im letzten Jahrhundert mit Bohrlöchern das Grundwasser angezapft werden konnte, drangen sie auch in die zentrale Kalahari vor. Trotzdem ist die Siedlungsdichte bis heute gering, denn das karge Land gibt nur wenig her. Grosse Gebiete der Kalahari sind immer noch unbesiedelt. Unbeeinflusst von Menschen blieb dort die ursprüngliche afrikanische Wildnis erhalten.
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